Trotz Elterngeld, Kindergärten und -tagesstätten sowie
Ganztagsschulen sinkt die Geburtenrate in Deutschland weiter: von 1,38 im Jahr
2008 auf 1,36 in Jahr 2009 (zum Vergleich: 1964: 2,54). Woran liegt das? Die in
der Öffentlichkeit genannten Argumente sind meistens die folgenden zwei: fehlende
Angebote der Kinderbetreuung und „Kinder sind zu teuer“.
Dem Argument der „fehlenden
Kinderbetreuungsmöglichkeiten“ fehlt die Schlagkraft immer mehr, denn die
Angebote der Kinderbetreuung wurden ausgebaut, und es hat sich kaum ein Effekt
bemerkbar gemacht.
Das Argument „Geld“ sollte in einem der reichsten Länder
der Welt eigentlich auch kaum ein Problem darstellen, wobei dennoch einige
Familien sehr glaubhaft von finanziellen Engpässen berichten. Das liegt auch an
der hohen Staatsquote von knapp 50 Prozent an der gesamten
volkswirtschaftlichen Leistung. Dennoch zeigen einige weniger reiche Länder mit
einer weit höheren Kinderzahl und einem dennoch guten Lebensstandard, dass das
Geld nicht das Kernproblem sein kann. In den USA gibt es z.B. noch nicht einmal
Kindergeld, und dennoch liegt die Geburtenrate bei der bevölkerungserhaltenden
Zahl von 2,1 Kinder pro Frau.
Es ist somit nicht das fehlende Geld, das Kinder
verhindert, sondern das „zu viele“ Geld, da man keine Abstriche bei dem
gewohnten Luxus machen will.
Was aber sind die eigentlichen Gründe für die geringe
Kinderzahl, und wieso werden sie nicht an erster Stelle in den Medien genannt?
"Kinder schränken die ,persönliche Freiheit‘ ein“
In einem selbstbestimmten, genussorientierten, bequemen
und spontanen Lebensstil mit dem Ziel der Selbstverwirklichung werden Kinder
von vielen eher als lästiger Störfaktor angesehen.
Mit Kindern geht man zu lange Bindungen und
Verpflichtungen ein, die die eigene vermeintliche Freiheit einschränken.
Dieses Argument wird in der Öffentlichkeit
selbstverständlich nicht genannt, da es zu sehr nach Egoismus klingt. Da werden
eher andere Argumente vorgeschoben, die außerhalb des persönlichen
Einflussbereichs liegen und die man auf Staat und Gesellschaft schieben kann:
zu wenig Kitaplätze, zu wenig Geld.
„In immer instabileren Beziehungen ist es für Frauen
immer unsicherer, Kinder zu gebären“
Kinder brauchen eine stabile Ehe, um in Geborgenheit groß
zu werden. Die Angst vor Trennung bei den heutigen Scheidungsraten lässt manche
Paare vor dem Kinderwunsch zurückschrecken.
Der ungebundene Lebensstil und die Abkehr von der
Unauflöslichkeit der christlichen Ehe fordern hier ihren Tribut.
„Das Aufziehen von Kindern wird in der emanzipierten
Leistungsgesellschaft nicht mehr ausreichend anerkannt“
Statt den hohen Wert der Erziehung von Kindern und das
dabei empfundene Glück zu thematisieren, wird in den Medien immer nur über die
Schwierigkeiten von Müttern im Berufsleben diskutiert. Eine positive
Darstellung einer Mutter, die ganz für ihre Kinder da ist, gibt es fast
nirgends, obwohl die jüngsten Erkenntnisse der Bindungstheorie gerade hier
große Vorteile für die Kinder sehen.
Abtreibung
Ca. 1.000 Kinder werden in Deutschland an einem Werktag
abgetrieben. Das sind ca. 250.000 Kinder im Jahr. Bei einer Geburtenanzahl von
665.000 im Jahr 2009 wurde also ein Viertel der gezeugten Kinder im Mutterleib
getötet. Hier fehlt Deutschland jährlich die Bevölkerung einer mittleren
Großstadt wie z.B. Augsburg.
Es sind somit nicht fehlendes Geld oder mangelnde
Kitaplätze, die unseren Kindermangel ausmachen, sondern es ist die Abkehr von
den christlichen Familienidealen: Bereitschaft zu einer treuen Bindung in der
Ehe, zur Mutterschaft; Opferbereitschaft, Pflichterfüllung, Verantwortung
übernehmen, eigene Interessen für ein höheres Ziel zurückstecken; dadurch aber
auch: Erleben einer großen Erfüllung und Sinnhaftigkeit des Lebens, mehrfaches
Zurückerhalten der verschenkten Liebe.
Beschämt muss der Westen auf andere Kulturen schauen, in
denen die Familie und deren Zusammenhalt noch gut funktionieren und dadurch
eine soziale Sicherung ermöglichen - auch ohne zahlungskräftigen Sozialstaat.
Im Westen scheint es eher so, dass in den Familien oft
Einzelindividuen mit teilweise konflikthaltigen Einzelinteressen in einer
Zweckgemeinschaft nebeneinander her leben.
Nur die Berücksichtigung der eigentlichen Gründe für die
niedrige Geburtenrate führt zu einer Lösung.
Nur eine Rückkehr zu den christlichen Werten wird eine
echte Wende herbeiführen können. (D.V.)
(Quelle: Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St.
Pius X. Juni 2011)