Donnerstag, 3. Dezember 2015

Das Ungeborene ist gleichsam der allererste Reflex des Schöpferaktes Gottes

Nach unserem Glauben gilt den Kindern auch eine besondere Stellung, eine herausragende Bedeutung und Würde unter den Menschen, die besonders auch den Ungeborenen zukommt. Genauer betrachtet, kommt aber dem Ungeborenen nicht nur die Würde zu, die jedem Menschen gemeinhin gilt. Das ungeborene Kind besitzt vielmehr eine besondere, beispielhafte, typische Bedeutung für das Menschsein als solches. Dem Ungeborenen kommt eine besondere innere Güte und ein herausragender Wertgehalt zu. Er liegt in der besonderen Nähe dieses Kindes zum geheimnishaften Ursprung des menschlichen Lebens, das in einem je neuen göttlichen Schöpfungsakt entsteht. Das Ungeborene ist gleichsam der allererste Reflex des Schöpferaktes. In diesem Reflex leuchtet sowohl die unendliche Liebe Gottes als auch die innerste Nähe des Geschöpfes zu seinem Schöpfer auf. Das Kind im Mutterschoß verwirklicht so den Zustand der höchsten Intimität zwischen der Macht des Schöpfers und der Ohnmacht des menschlichen Geschöpfes, das dennoch mit der Würde einer göttlichen Berufung ausgestattet ist; denn jedes menschliche Geschöpf ist ein Wort Gottes und zur Antwort auf den Schöpfer berufen.

(Kardinal Scheffczyk, 2005)


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