„Unter diesen Schwachen, deren sich die Kirche mit
Vorliebe annehmen will, sind auch die ungeborenen Kinder. Sie sind die
Schutzlosesten und Unschuldigsten von allen, denen man heute die Menschenwürde
absprechen will, um mit ihnen machen zu können, was man will, indem man ihnen
das Leben nimmt und Gesetzgebungen fördert, die erreichen, dass niemand das
verbieten kann. Um die Verteidigung des Lebens der Ungeborenen, die die Kirche
unternimmt, leichthin ins Lächerliche zu ziehen, stellt man ihre Position häufig
als etwas Ideologisches, Rückschrittliches, Konservatives dar. Und doch ist
diese Verteidigung des ungeborenen Lebens eng mit der Verteidigung jedes
beliebigen Menschenrechtes verbunden. Sie setzt die Überzeugung voraus, dass
ein menschliches Wesen immer etwas Heiliges und Unantastbares ist, in jeder
Situation und jeder Phase seiner Entwicklung. Es trägt seine
Daseinsberechtigung in sich selbst und ist nie ein Mittel, um andere
Schwierigkeiten zu lösen. Wenn diese Überzeugung hinfällig wird, bleiben keine
festen und dauerhaften Grundlagen für die Verteidigung der Menschenrechte;
diese wären dann immer den zufälligen Nützlichkeiten der jeweiligen Machthaber
unterworfen. Dieser Grund allein genügt, um den unantastbaren Wert eines jeden
Menschenlebens anzuerkennen. Wenn wir es aber auch vom Glauben her betrachten,
dann » schreit jede Verletzung der Menschenwürde vor dem Angesicht Gottes
nach Rache und ist Beleidigung des Schöpfers des Menschen.“
„Gerade weil es eine Frage ist, die mit der inneren
Kohärenz unserer Botschaft vom Wert der menschlichen Person zu tun hat, darf
man nicht erwarten, dass die Kirche ihre Position zu dieser Frage ändert.
Ich möchte diesbezüglich ganz ehrlich sein. Dies ist kein Argument, das
mutmaßlichen Reformen oder „Modernisierungen“ unterworfen ist. Es ist nicht
fortschrittlich, sich einzubilden, die Probleme zu lösen, indem man ein
menschliches Leben vernichtet. Doch es trifft auch zu, dass wir wenig getan
haben, um die Frauen angemessen zu begleiten, die sich in sehr schweren
Situationen befinden, wo der Schwangerschaftsabbruch ihnen als eine schnelle
Lösung ihrer tiefen Ängste erscheint, besonders, wenn das Leben, das in ihnen
wächst, als Folge einer Gewalt oder im Kontext extremer Armut entstanden ist.
Wer hätte kein Verständnis für diese so schmerzlichen Situationen?“
(Evangelii gaudium, Papst Franziskus, Nr.
213 und 214))
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