Donnerstag, 29. Mai 2014

Das Leben ist in all seinen Phasen heilig

Auszüge aus der Ansprache von Papst Franziskus an die katholischen Gynäkologen 
(www.kath.net)

Obwohl die Berufe im Gesundheitswesen ihrer Natur nach im Dienst des Lebens stehen, werden sie mitunter dazu verleitet, keine Achtung mehr vor dem Leben selbst zu haben. Dagegen steht, wie uns die Enzyklika Caritas in veritate erinnert, »die Offenheit für das Leben [ ... ] im Zentrum der wahren Entwicklung«. Es gibt keine wahre Entwicklung ohne diese Offenheit für das Leben. »Wenn der persönliche und gesellschaftliche Sinn für die Annahme eines neuen Lebens verlorengeht, verdorren auch andere, für das gesellschaftliche Leben hilfreiche Formen der Annahme. Die Annahme des Lebens stärkt die moralischen Kräfte und befähigt zu gegenseitiger Hilfe«. Dieses Paradox ist der Tatsache zu entnehmen, dass man, während man den Menschen neue Rechte zubilligt, mitunter auch nur vorgebliche Rechte, nicht immer das Leben als primären Wert und als ursprüngliches Recht eines jeden Menschen schützt. Das ultimative Ziel des ärztlichen Handelns ist und bleibt stets der Schutz und die Förderung des Lebens ....
Die weit verbreitete Mentalität des Nützlichkeitsdenkens, die »Wegwerfkultur«, die heute Herz und Verstand vieler Menschen versklavt, hat einen hohen Preis: Sie erfordert die Eliminierung menschlicher Wesen, vor allem dann, wenn diese physisch oder sozial schwach sind. Unsere Antwort auf diese Mentalität besteht in einem entschiedenen, ohne zu zögern ausgesprochenen »Ja« zum Leben. »Das erste Recht einer menschlichen Person ist das Recht auf Leben. Sie hat andere Güter und einige wertvollere, aber dieses ist grundlegend, weil Voraussetzung für alle anderen« ...
Jedes ungeborene, aber ungerechter weise zur Abtreibung verurteilte Kind hat das Antlitz Jesu Christi, hat das Gesicht des Herrn, der noch bevor er geboren wurde und dann gleich nach seiner Geburt die Ablehnung der Welt erfahren hat ....
Und jeder alte Mensch, auch wenn er krank oder dem Ende seiner Tage nahe ist, trägt in sich das Antlitz Christi. Man darf sie nicht ausgrenzen, wie es uns die »Wegwerfkultur« vorschlägt! ...
Seid Zeugen dieser »Kultur des Lebens« und verbreitet sie. Ihr als Katholiken habt eine größere Verantwortung: zunächst einmal euch selbst gegenüber, aufgrund der Verpflichtung zur Kohärenz gegenüber der christlichen Berufung; und dann der zeitgenössischen Kultur gegenüber, um dazu beizutragen, die transzendente Dimension, die Spur des Schöpferwerkes Gottes im menschlichen Leben zu erkennen, vom ersten Augenblick seiner Empfängnis an. Das ist eine Aufgabe der Neuevangelisierung, die oft von uns verlangt, gegen den Strom zu schwimmen und dafür persönlich einzustehen. Der Herr zählt bei der Verbreitung des »Evangeliums des Lebens« auch auf euch ....
Liebe Freunde im Arztberuf, ihr, die ihr dazu berufen seid, euch des menschlichen Lebens in seiner Anfangsphase anzunehmen, mögt jeden in Wort und Tat daran erinnern, dass dieses Leben in all seinen Phasen und in jedem Alter heilig ist und immer Qualität besitzt. Und nicht aus Gründen des Glaubens - nein, nein! -, sondern aus Gründen der Vernunft, aufgrund eines wissenschaftlichen Diskurses! Kein menschliches Leben ist heiliger als ein anderes, so wie es kein menschliches Leben gibt, das qualitativ bedeutsamer ist als ein anderes.«

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