Auszüge aus der Ansprache von Papst Franziskus an die katholischen Gynäkologen
(www.kath.net)
Obwohl die Berufe im Gesundheitswesen ihrer Natur nach im
Dienst des Lebens stehen, werden sie mitunter dazu verleitet, keine Achtung
mehr vor dem Leben selbst zu haben. Dagegen steht, wie uns die Enzyklika
Caritas in veritate erinnert, »die Offenheit für das Leben [ ... ] im Zentrum
der wahren Entwicklung«. Es gibt keine wahre Entwicklung ohne diese Offenheit
für das Leben. »Wenn der persönliche und gesellschaftliche Sinn für die Annahme
eines neuen Lebens verlorengeht, verdorren auch andere, für das
gesellschaftliche Leben hilfreiche Formen der Annahme. Die Annahme des Lebens
stärkt die moralischen Kräfte und befähigt zu gegenseitiger Hilfe«. Dieses
Paradox ist der Tatsache zu entnehmen, dass man, während man den Menschen neue Rechte
zubilligt, mitunter auch nur vorgebliche Rechte, nicht immer das Leben als
primären Wert und als ursprüngliches Recht eines jeden Menschen schützt. Das
ultimative Ziel des ärztlichen Handelns ist und bleibt stets der Schutz und die
Förderung des Lebens ....
Die weit verbreitete Mentalität des Nützlichkeitsdenkens,
die »Wegwerfkultur«, die heute Herz und Verstand vieler Menschen versklavt, hat
einen hohen Preis: Sie erfordert die Eliminierung menschlicher Wesen, vor allem
dann, wenn diese physisch oder sozial schwach sind. Unsere Antwort auf diese
Mentalität besteht in einem entschiedenen, ohne zu zögern ausgesprochenen »Ja«
zum Leben. »Das erste Recht einer menschlichen Person ist das Recht auf Leben.
Sie hat andere Güter und einige wertvollere, aber dieses ist grundlegend, weil
Voraussetzung für alle anderen« ...
Jedes ungeborene, aber ungerechter weise zur Abtreibung
verurteilte Kind hat das Antlitz Jesu Christi, hat das Gesicht des Herrn, der noch bevor er geboren wurde und
dann gleich nach seiner Geburt die Ablehnung der Welt erfahren hat ....
Und jeder alte Mensch, auch wenn er krank oder dem Ende
seiner Tage nahe ist, trägt in sich das Antlitz Christi. Man darf sie nicht
ausgrenzen, wie es uns die »Wegwerfkultur« vorschlägt! ...
Seid Zeugen dieser »Kultur des Lebens« und verbreitet
sie. Ihr als Katholiken habt eine größere Verantwortung: zunächst einmal euch
selbst gegenüber, aufgrund der Verpflichtung zur Kohärenz gegenüber der
christlichen Berufung; und dann der zeitgenössischen Kultur gegenüber, um dazu
beizutragen, die transzendente Dimension, die Spur des Schöpferwerkes Gottes im
menschlichen Leben zu erkennen, vom ersten Augenblick seiner Empfängnis an. Das
ist eine Aufgabe der Neuevangelisierung, die oft von uns verlangt, gegen den
Strom zu schwimmen und dafür persönlich einzustehen. Der Herr zählt bei der
Verbreitung des »Evangeliums des Lebens« auch auf euch ....
Liebe Freunde im Arztberuf, ihr, die ihr dazu berufen seid, euch des
menschlichen Lebens in seiner Anfangsphase anzunehmen, mögt jeden in Wort und
Tat daran erinnern, dass dieses Leben in all seinen Phasen und in jedem Alter
heilig ist und immer Qualität besitzt. Und nicht aus Gründen des Glaubens -
nein, nein! -, sondern aus Gründen der Vernunft, aufgrund eines
wissenschaftlichen Diskurses! Kein menschliches Leben ist heiliger als ein
anderes, so wie es kein menschliches Leben gibt, das qualitativ bedeutsamer ist
als ein anderes.«
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