Sandra Kegel
Wohin führt das Wissen über die Gesundheit des Embryos?
Immer häufiger kommt die Gentechnik in der
vorgeburtlichen Diagnostik (PID) zum Einsatz. Und stellt Eltern vor riesige
Konflikte: Das Wissen über die Gesundheit des ungeborenen Kindes wird zu einer
Frage von Leben oder Tod.
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Mithilfe des sogenannten Praena-Tests können heute schon
in einem sehr frühen Stadium der Schwangerschaft Körperzellen des ungeborenen
Babys aus dem Blut der Mutter rausgefiltert und auf Trisomien untersucht werden
Foto: Fotolia
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Man sollte Fragen besser nicht stellen, deren Antworten
man nicht erträgt. Eine schwangere Mutter hat sich deshalb bewusst gegen die
Möglichkeiten der pränatalen Diagnostik entschieden. Sie will weder eine
Fruchtwasseruntersuchung machen lassen, um Auskünfte über die Gesundheit ihres
ungeborenen Kindes einzuholen, noch an einem Bluttest teilnehmen, der
Schwangeren neuerdings angeboten wird, um genetische Defekte am Embryo
frühzeitig zu erkennen. Die Mutter würde das Kind auch bekommen, wenn es krank
wäre, sagt sie, deshalb sei die Information für sie uninteressant. Jeder, der
heutzutage ein Kind erwartet, muss diese schwerwiegende Entscheidung für sich
treffen. Wie viel will, wie viel darf ich wissen über das Leben, das da im
Bauch einer Mutter wächst? Denn seit die Gentechnik immer häufiger in der
vorgeburtlichen Diagnostik zum Einsatz kommt, stehen Eltern vor riesigen
Konflikten. Sie müssen nämlich Entscheidungen treffen, die sich früher gar
nicht stellten. Da waren Frauen guter Hoffnung - guter Hoffnung eben, dass das
Kind gesund sein möge.
Erst der Anfang
Der neue Bluttest, der Eltern heute für rund tausend Euro
angeboten wird, erteilt Auskunft vor allem über Trisomie 21, also darüber, ob das
Kind an Down Syndrom leiden wird. Schon früher wurde dies mittels einer
Fruchtwasseruntersuchung geprüft. Doch weil der Eingriff eine gewisse Gefahr
für das ungeborene Leben darstellte, schreckten viele davor zurück. Der neue
Test, der nur das Blut der Mutter untersucht ist hingegen harmlos. Nur die
Informationen, die er preisgibt, die haben es in sich. Denn das Wissen über die
Gesundheit des ungeborenen Kindes kann schnell zu einer Frage von Leben oder
Tod werden. Und der Traum vom perfekten Kind zum Albtraum.
Dabei machen sich viele Eltern nicht klar, dass die
Diagnostik ihre Sorgen nicht löst, sondern auslöst. Denn genetische
Abweichungen wie das Down Syndrom kann man nicht heilen. Deshalb geht es hier,
wenn man tatsächlich einen Befund hat, vor allem um die Frage eines
Schwangerschaftsabbruchs. Die Zahlen hierüber sind eindeutig: Einmal entdeckt,
werden neunzig Prozent aller Föten mit Trisomie 21 abgetrieben. Vor dieser „Art
Screening“ für das Down-Syndrom warnen deshalb die Humangenetiker.
Dokumentation auf DVD
DER TRAUM VOM PERFEKTEN KIND
Patrick Hünerfelds Dokumentation ist als DVD im
Wissens-Verlag erschienen und kostet 14,95 Euro
Die Dokumentation, die vor einiger Zeit in der ARD-Reihe „die
story“ zu sehen war, ist jetzt als DVD erschienen. Werdende Eltern kommen ebenso
zu Wort wie Pränatalmediziner und Betroffene. Juliana Götze und ihre Kollegen
vom integrativen Theater RambaZamba in Berlin zum Beispiel empfinden den neuen Bluttest
als Angriff auf das Lebensrecht von Menschen. „Jeder ist normal ein Mensch“,
sagt Juliana Götze, "und man fühlt sich auch wie ein normaler
Mensch". Für die Regisseurin Giesela Höhne, die selbst einen Sohn mit Down
Syndrom hat, ist dies eine der schlimmsten Situationen, die sie sich überhaupt
vorstellen kann: "Dass gerade diese Menschen, die 50 freundlich und auch
50 offen anderen Menschen gegenüber sind, und so witzig, dass gerade die nicht
mehr existieren sollen. Die Welt ist so viel ärmer ohne diese Menschen. Ich
finde es wirklich eine richtige Tragödie, dass diese Menschen, ich sage es wirklich
so: ausgerottet werden sollen.“
Quelle: „Lebe“ – Zeitschrift der Bewegung für das Leben –
Meran, Südtirol, Ausgabe 122, März-April 2015, S. 18.
Link zur Video-dokumentation auf
Youtube
Bei Amazon für € 14,98
hier ansehen
Bild in https://www.praxisvita.de/der-traum-vom-perfekten-kind-3898.html